Birgit Bulla | Erfahrungsberichte & Tipps
Belastungsinkontinenz – die typische Blasenschwäche bei Frauen
Einmal zu doll gehustet oder genießt, schon ist die Hose nass! Kommt Ihnen bekannt vor? Dann leiden Sie wohl an einer Unterart der Harninkontinenz, der Belastungsinkontinenz. Davon spricht man, wenn bei körperlicher Anstrengung kleine Mengen Urin abgehen. Das Problem liegt hier nicht in der Blase selbst, sondern im Beckenboden. Wie Sie trotzdem gut damit umgehen und welche Möglichkeiten der Therapie oder der Behandlung es für die diese Harninkontinenz gibt, erfahren Sie hier.
Tochter spricht mit ihrer Mutter über Belastungsinkontinenz (Bildquelle: PAUL HARTMANN)
Die Symptome der Belastungsinkontinenz aka Stressinkontinenz
Anders als bei der Dranginkontinenz liegt bei dieser Form der Inkontinenz die Ursache nicht in der Blase selbst, sondern etwas weiter unten im Beckenboden. Der Schließmuskel ist nämlich zu schwach und kann schon geringem Blasendruck nicht mehr standhalten. Die Symptome sind das verlieren von Urin bei ganz alltäglichen Situationen, wie Husten, Nießen, Heben, aber auch Lachen. Und das, ohne davor einen Pinkeldrang verspürt zu haben. Die Ursache hierfür: Durch diese Anstrengungen erhöht sich der Druck im Bauchraum. Während ein intakter Beckenboden diesem Druck trotzdem standhalten kann, ist das bei einem schwächeren Beckenboden nicht mehr der Fall: Der Schließmuskel öffnet sich, es geht unfreiwillig Urin ab. Ist die Inkontinenz stark ausgeprägt, kann Urin sogar beim ruhigen Sitzen oder Liegen abgehen.
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Blasenschwäche bei Frauen: die Ursachen
Rund 70% der von Stressinkontinenz oder Belastungs-Inkontinenz Betroffenen sind Frauen.1
Dass Frauen häufiger betroffen sind als Männer, liegt in der Natur der Dinge. Bei Frauen wird im Vergleich zu Männern der Beckenboden stärker beansprucht. Grund dafür ist die Anatomie des weiblichen Beckens. Hier liegen wichtige Organe wie die Gebärmutter, die vom Beckenboden getragen und gestützt wird. Während einer Schwangerschaft wird die Gebärmutter weicher und elastischer, damit später die Geburt des Kindes leichter von statten geht. Auch die Wechseljahre haben einen Einfluss auf den Beckenboden. Durch die weniger ausgeschütteten Östrogene wird der Beckenboden nicht mehr so gut durchblutet, was ihn schwächer werden lässt. Deswegen beklagen sich häufiger ältere Frauen über eine Belastungsinkontinenz. Apropos älter. Natürlich spielt auch das Alter eine wichtige Rolle für die Kraft unseres Beckenbodens. Zwischen dem 30. und 80. Lebensjahr schrumpfen die Muskelfasern der Schließmuskeln um ganze 65 Prozent. Daneben spielt auch die allgemeine körperliche Verfassung eine wichtige Rolle. Übergewicht und ein schwaches Bindegewebe schwächen den Beckenboden zusätzlich.
Erschlafft die Muskulatur des Beckenbodens, kann der Schließmuskel neben dem Einhalten des Urins auch eine weitere wichtige Aufgabe nicht mehr ausreichend erfüllen: das Halten und Stützen der verschiedenen Organe. So kann es zu einer Senkung der Gebärmutter, Blase oder anderer Organe kommen, was wiederum zu einer Harninkontinenz führen kann.
Gründe für einen schwachen Beckenboden
Die größten Belastungsproben für die Beckenbodenmuskulatur sind Schwangerschaft und Geburt. Das liegt daran, dass Hormone nun nicht nur die Blase und den Harnleiter weicher und lockerer machen, sondern auch den Beckenboden. Für die Geburt soll er ja so flexibel und dehnbar wie möglich sein. Daneben vergrößert sich die Gebärmutter und übt einen zunehmenden Druck auf den Beckenboden und die Bauchwand aus. Kommt es schließlich zu einer vaginalen Geburt, verstärken sich diese Kräfte auf den Beckenboden nochmal erheblich, was zu einer Schädigung der Beckenbodenmuskulatur führen kann.
Aber auch ohne Schwangerschaft und Geburt kann es zu zu dieser Art der Harninkontinenz kommen.
Weitere mögliche Ursachen für Stressinkontinenz sind:
- Ständige, den Unterleib belastende schwere Arbeiten, wie Bücken, falsches Heben etc.
- Chronische Verstopfung, bei der zu stark gepresst wird
- Hormonmangel in den Wechseljahren
- Anlagebedingte Bindegewebsschwäche
- Starkes Übergewicht
- Allgemeiner Muskelschwund im Alter
- Operationen am Unterleib
- Eine Gebärmutter- oder Scheidensenkung
Die drei Schweregrade der Belastungsinkontinenz
Aber nicht jede Belastungsinkontinenz ist gleich. Je nachAusprägung kann man sie in drei verschiedene Stufen unterteilt. Diese orientieren sich daran, wann genau der Harnverlust auftritt:
Grad 1: Harninkontinenz tritt nur bei körperlicher Anstrengung, beispielsweise beim Husten, Lachen oder Niesen, auf.
Grad 2: Es kommt schon bei geringeren Belastungen wie Aufstehen, Hinsetzen, Treppensteigen, Gehen oder Springen zu Urinverlust.
Grad 3: Hier geht der Urin ohne körperliche Belastung ab. Schon beim Liegen oder Sitzen verlieren Betroffene ungewollt Urin.
Psychische Ursachen für die Inkontinenz
Die meisten Blasenprobleme haben neben einer körperlichen auch eine psychosomatische Ursache. Sind wir nervlich angespannt, werden Blasen-, Beckenboden- und Schließmuskeln nicht mehr richtig gesteuert. Das liegt daran, dass unser Blasenapparat von dem vegetativen Nervensystem gesteuert wird. Der Sympathikus sorgt dafür, dass der Schließmuskel dicht bleibt und die Blase Urin aufnehmen und sammeln kann. Der Parasympathikus dagegen aktiviert den Blasenmuskel, sich zusammenzuziehen und lässt den Schließmuskel locker werden. Er ist also für die Entleerung zuständig. Sind wir nun nervös, kommen Sympathikus und Parasympathikus leicht aus dem Gleichgewicht, so dass das Zusammenspiel der beiden nicht mehr so gut funktioniert. Daneben reagiert unser Körper auch in Schock- oder Panikmomenten mit plötzlichem Harndrang und Harninkontinenz. Diese Aktivität ist evolutionsbedingt und stammt noch aus der Steinzeit. Mussten unsere Vorfahren früher schnell aus Gefahrensituationen entkommen, schaltete der Körper auf Fluchtmodus und entledigte sich schnell jeglichem Ballast, wie Stuhl oder eben Urin.
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Was kann bei Belastungsinkontinenz getan werden?
Nun zur wichtigen Frage: Wie kann man eine Belastungsinkontinenz therapieren? Die gute Nachricht: Man kann den Beckenboden trainieren, so dass man die Harninkontinenz gut in den Griff bekommt oder sogar ganz vermeiden kann. Gezieltes Beckenbodentraining ist hier der Schlüssel. Je besser trainiert der Beckenboden ist, desto stärker ist auch der Schließmuskel. Durch den Aufbau der Muskulatur wird die Kraft sowie die Dicke gestärkt und das Zusammenspiel zwischen Muskeln und Nerven verbessert. Am Ende können Betroffene den Schließmuskel wieder besser aktivieren und den Urin so halten. Egal, wie viel gehustet, genießt oder gelacht wird. Um hier nichts falsch zu machen, ist es ratsam, sich von Spezialist*innen schulen zu lassen. Hierfür gibt es extra ausgebildete Therapeuten und Therapeuten, die auf Funktionsstörungen des Beckenbodens spezialisiert sind (Physio Pelvica). Je nach Grad der Belastungsinkontinenz gibt es hier verschiedene Möglichkeiten der Therapie2:
Bei leichter Inkontinenz kann schon ein spezielles Beckenbodentraining Besserung erzielen. Den Beckenboden kurz anspannen, die Position halten und dann wider aktiv locker lassen. Wichtig hierbei ist, die richtige Atmung nicht zu vergessen: Beim Ausatmen anspannen. Beim Einatmen lockern. Diese Übung lässt sich prima unterwegs in der Bahn oder zuhause auf dem Sofa durchführen.
Konnten Ärzte und Ärztinnen als Grund der Belastungsinkontinenz einen Östrogenmangel feststellen, kann eine Hormontherapie helfen. Diese wird in Tabletten- oder Zäpfchenform verabreicht.
In schwereren Fällen der Inkontinenz wird neben einer konservativenTherapie auch die Möglichkeit einer Operation in Betracht gezogen. Meistens kommen hier Vaginalschlingen zum Einsatz, die unter der Harnröhre angebracht werden. So wird die Harnröhre stabilisiert, was zu einer Entspannung des Beckenbodens führt. Ganz wichtig: Sprechen Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt, um die passende Behandlung oder Therapiefür Ihre Erkrankung zu finden.
Stress(-inkontinenz) lass nach: Sie sind nicht allein!
Und keine Angst: Sie sind nicht allein mit Ihrem Pinkelproblem. Schätzungen zufolge treten die Symptome der Harninkontinenz der „schwachen Blase “bei jeder fünften Frau" auf, und trifft junge und ältere Menschen fast gleichermaßen2. Das Schlimme: Viele Betroffene ziehen sich zurück und versuchen gewisse Situationen zu vermeiden. Das Umfeld darf bloß nichts merken! Dabei ist das gar nicht nötig: Vertrauen Sie darauf, dass es viele verständnisvolle, liebe Menschen in Ihrem Umfeld gibt, die Sie unterstützen und bestärken werden. Und wer weiß – vielleicht offenbaren sich Ihnen ja auch ein paar Betroffene in ihrem Freundes- und Bekanntenkreis.
Die von HARTMANN durchgeführte Inkontinenz-Studie „Breaking the Silence: A European Report“3 zeigte, dass sich 55% der deutschen Befragten nach dem Gespräch mit dem Partner oder der Partnerin besser unterstützt fühlten. In diesem Artikel erfahren Sie mehr über Betroffene und ihre Erfahrungen mit Inkontinenz.
Trotz Belastungsinkontinenz: Qualitätsprodukte erleichtern den Alltag
Um sich im Alltag wieder wohler und sicherer zu fühlen, können Sie sich auf diskrete Inkontinenzprodukte wie Slipeinlagen oder Pants verlassen. So stellen Sie sicher, dass die Hose oder der Rock auch unterwegs trocken bleicht und Ihr Umfeld von der Erkrankung nichts bemerkt: Egal ob psychische oder körperliche Belastung, unangenehme Gerüche werden neutralisiert und steigern so Diskretion und Wohlbefinden. Lassen Sie sich Ihre Spontanität und Lebensfreude nicht nehmen – es wäre zu schade, wenn Sie sich ein herzliches Lachen oder ein spontanes Freudentänzchen deswegen verkneifen würden!
Tipps zur Selbsthilfe bei Stress- / Belastungsinkontinenz
- Beckenbodentraining zur Stärkung der Muskulatur kann leicht zu Hause durchgeführt werden. Wir haben einige hilfreiche Beckenbodenübungen für Sie zusammengestellt.
- Bei Übergewicht ist es ratsam, Gewicht zu verlieren. Hier kann eine Ernährungsberatung oder der Austausch in der Gruppe hilfreich sein. Mehr über den Zusammenhang von Inkontinenz und Übergewicht finden Sie hier.
- Lassen Sie sich von einer Ärztin oder einem Arzt beraten! Trauen Sie sich und sprechen ehrlich und offen über Ihr Problem. Eine fachgerechte Diagnostik und eine gut fundierte Therapie sind das Wichtigste. Dabei sind oft Anamnese, Toiletten- und Trinkprotokoll, klinische Untersuchung mit gynäkologischem Befund, Urinuntersuchung, Restharnmessung und Hustentest schon ausreichend.
Über die Autorin – Birgit Bulla
Als "Besitzerin einer unglaublich nervigen Blase" weiß Birgit aus eigener Erfahrung, was es heißt, mit Blasenschwäche zu leben: Mit Mitte zwanzig bekam sie aus heiterem Himmel plötzlich eine Reizblase. Nach vielen Jahren des Kampfes mit dieser Erkrankung startete sie 2018 schließlich ihren eigenen Blog "Pinkelbelle", um emotionale Unterstützung zu bieten, über neue Forschungsergebnisse zu informieren und ihren Leserinnen und Lesern zu zeigen, dass sie mit diesem Problem nicht alleine sind.
Vor fast zwei Jahren veröffentlichte Birgit auch ihr erstes Buch "Noch ganz dicht? Alles Wissenswerte über die Blase", das in mehr als vier Sprachen übersetzt wurde. Sie lebt heute in München, wo sie als Online-Redakteurin und Autorin arbeitet. Im Laufe der Jahre hat sich Birgit zu einer echten Expertin auf dem Gebiet der Blasengesundheit entwickelt. Da passt es fast zu gut, dass ihr Nachname "Bulla" aus dem Lateinischen übersetzt auch Blase bedeutet.
Quellen:
1https://www.lifeline.de/krankheiten/inkontinenz-blasenschwaeche-id51056.html#quality
2https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Harninkontinenz-viele-Frauen-leiden-still-401688.html
3www.breaking-the-silence.de
PAUL HARTMANN AG & Edelman Intelligence: "Eine europäische Studie zum Leben mit Inkontinenz", Februar 2019, n=2,311 Personen mindesten 45 Jahre alt, die an Harninkontinenz leiden. Die Studie wurde durchgeführt in Deutschland (n=505), Frankreich (n=502), Tschechische Republik (n=502), Spanien (n=502) und Schweiz (n=300)