Symptome | Über Inkontinenz

Inkontinenz erkennen: Diese Anzeichen sprechen für eine Blasenschwäche

Wir erklären Ihnen, was dafür spricht, dass Sie selbst oder jemand anderes inkontinent ist. Zudem erfahren Sie mehr darüber, wie Sie das heikle Thema Inkontinenz bei Betroffenen ansprechen und diese aktiv unterstützen können.

Mutter und Tochter führen ein Gespräch über Inkontinenz und die Symptome der Dranginkontinenz" (Default Alternate Text: "Mutter und Tochter gemeinsam am Tisch in ein Gespräch vertieft

Mutter und Tochter führen ein vertrauensvolles Gespräch über Inkontinenz (Bildquelle: PAUL HARTMANN)

Allgemeine Anzeichen, Ursachen und Symptome von Harninkontinenz

Inkontinenz, umgangssprachlich auch als Blasenschwäche bezeichnet, hat viele Formen und Ursachen. Für viele Leidtragende hat Inkontinenz negative Auswirkungen auf das Selbstwertgefühl und führt zum sozialen Rückzug.1 Als äußerst intimes Thema ist es verständlich, dass man die Anzeichen nur ungern im großen Freundeskreis besprechen möchte. Und gleichzeitig hemmt häufig die Scham davor, einen Arzt oder eine Ärztin aufzusuchen, sobald erste Symptome einer Harninkontinenz auftreten. Dabei sind Betroffene von Inkontinenz keinesfalls alleine: Schätzungen zufolge haben in diesem Moment circa 9 Millionen Menschen dieselben Fragen rund um das Thema Inkontinenz im Kopf.2

Um als inkontinente Person einen aktiven und sorglosen Alltag zu erleben, ist es wichtig die Symptome zu erkennen und ernst zu nehmen. Moderne Hilfsmittel, aber auch eine Behandlung mit Medikamenten oder Physiotherapie bieten Betroffenen heutzutage ein nahezu normales Leben auch ohne volle Kontrolle über die Harnblase. Der erste Schritt ist aber ein offenes Gespräch über das Leiden, sei es mit einer vertrauten Person oder dem Hausarzt bzw. der Hausärztin.

In diesem Artikel erfahren Sie, welche Anzeichen für eine Blasenschwäche sprechen und wie Sie den Umgang mit Betroffenen positiv gestalten können.

Definition: Was ist Inkontinenz eigentlich?

Als Harninkontinenz bezeichnet man jeglichen unwillkürlichen Urinverlust, ob tröpfchenweise oder in größeren Mengen5.


Der Begriff "Inkontinenz" leitet sich dabei vom lateinischen Wort „incontinens“ ab und bedeutet so viel wie „nicht bei sich behaltend“. Denn die Fähigkeit, seine Blasenentleerung (Miktion) willentlich zu steuern, kann im Laufe des Lebens gestört werden und vor allem im Alter zum Problem werden.3 Deshalb kommt Inkontinenz vor allem bei älteren Menschen über 65 Jahren häufig vor1.


Blasenschwäche, wie Inkontinenz im Volksmund auch genannt wird, kann aber bei Menschen aller Altersgruppen und jeden Geschlechts auftreten. Dabei sind Frauen häufiger von einer Harninkontinenz betroffen als Männer: Insbesondere bei der Belastungsinkontinenz, also wenn Urin bei körperlicher Belastung abgeht, sind Frauen in Deutschland davon etwa dreimal so häufig betroffen wie Männer. Auch eine Schwangerschaft kann eine vorübergehende oder längerfristige Blasenschwäche auslösen.4



Neben der Harninkontinenz gibt es auch noch die Stuhlinkontinenz, die allerdings deutlich seltener und häufig in Verbindung mit hohem Alter auftritt.



Bin ich inkontinent?

"Du hast eine Blase wie eine Erbse", so oder so ähnlich trietzen wir gerne Freunde und Bekannte, die ständig auf die Toilette müssen. Dabei ist eine vermeintlich schwache Blase aber nicht gleich ein Anzeichen für eine Blasenschwäche. Wer tagsüber viel Flüssigkeit zu sich nimmt und daher öfter Wasser lassen muss, ist nicht inkontinent.

Verlieren Sie aber unwillkürlich Urin, zum Beispiel beim Husten, Niesen oder Heben eines Gegenstandes? Verspüren Sie häufig einen so starken Harndrang, dass Sie es nicht mal mehr bis zur Toilette schaffen? Oder wachen Sie manchmal morgens auf und merken, dass das Bett genässt ist? Dann liegen typische Symptome einer Blasenschwäche vor.

Wann und wie viel Urin Sie verlieren, kann einen Hinweis darauf geben, welche Form der Inkontinenz bei Ihnen vorliegt und wie sie behandelt werden kann. Die folgenden Inkontinenzarten sind weit verbreitet:

  • Belastungsinkontinenz: Eine Belastungsinkontinenz – manchmal auch Stressinkontinenz genannt – tritt bei einer Schädigung der Beckenbodenmuskulatur und/ oder des Blasenschließmuskels auf. Urin geht dabei in körperlichen Belastungssituationen ab. Auslöser sind beispielsweise das Heben schwerer Gegenstände oder Husten, Niesen oder Lachen. Frauen sind häufiger betroffen als Männer.
  • Überlaufinkontinenz (Inkontinenz bei chronischer Harnretention): Von Überlaufinkontinenz (Inkontinenz bei chronischer Harnretention) spricht man, wenn sich die Blase nicht vollständig entleeren kann. Der Blasenausgang oder die Harnröhre wird entweder durch ein Hindernis verengt und/oder die Blasenmuskulatur ist geschwächt. Überlaufinkontinenz tritt besonders häufig bei älteren Männern auf. Die häufigste Ursache ist, dass die Harnröhre durch eine vergrößerte Prostata blockiert ist.
  • Dranginkontinenz: Eine Dranginkontinenz wird dadurch verursacht, dass sich die Blasenmuskulatur entweder zu stark oder zu wenig zusammenzieht. Dabei wird unvermittelt Harndrang ausgelöst, auch wenn die Blase nicht voll ist. Anfangs kann der Urin oft noch gehalten werden, eine Verschlimmerung führt dazu, dass der Harn unkontrolliert abgeht.
  • Reflexinkontinenz: Bei der Reflexinkontinenz kommt es zu einer Störung der Informationsübermittlung von der Blase zum Gehirn. Durch Probleme mit dem Nervensystem, wie durch eine Nervenschädigung, etwa im Rückenmark oder Gehirn, kommt es zu unwillentlichem Urinverlust.
  • Extraurethrale Inkontinenz: Plötzlicher oder ständiger Harnverlust beispielsweise über entzündungs-, trauma- oder tumorbedingte Fisteln oder angeborene Fehlbildungen. Fisteln sind kleine Gänge, die im Inneren des Körpers entstehen können. Ist eine Fistel mit der Blase und der Scheide oder dem Enddarm verbunden, tröpfelt der Urin durch diese Fistel nach außen.
  • Auch Mischformen können vorkommen, die häufigste Form hierbei ist eine Mischung aus Drang- und Belastungsinkontinenz
  • Vorrübergehende Inkontinenz: Nach einer Schwangerschaft oder Prostata-OP haben viele Menschen vorübergehend mit unwillkürlichem Urinverlust zu kämpfen. Dabei klagen die Betroffenen nur temporär über eine der Inkontinenzformen. Häufig verschwinden die Beschwerden wieder vollständig.
  • Stuhlinkontinenz: Eine eher seltene Form der Inkontinenz. Stuhlinkontinenz bedeutet den unwillkürlichen Abgang von Winden, flüssigem und oder festem Stuhl5.

Wenden Sie sich daher unbedingt an den Hausarzt oder die Hausärztin Ihres Vertrauens, wenn Sie Anzeichen für eine Blasenschwäche bei sich feststellen. Besonders bei leichten Formen können therapeutische Behandlungen sehr erfolgreich sein.

Hier finden Sie mehr Informationen zu den verschiedenen Formen

 

 

Inkontinenz erkennen & helfen

Inkontinenz ist ein Thema, über das man nicht leicht spricht – egal ob man selbst betroffen ist oder vermutet, dass jemand anderes unter Inkontinenz leidet. Doch gerade das Reden über Inkontinenz kann sehr hilfreich sein und die Lebensqualität von Betroffenen maßgeblich verbessern.1

Wenn Sie das hier lesen, dann kennen Sie vielleicht selbst jemanden in Ihrem Familien- oder Bekanntenkreis, bei dem Sie eine Inkontinenz vermuten. Wir erklären Ihnen im Folgenden sowohl, wie Sie eine Blasenschwäche bei jemand anderem erkennen, als auch was Sie aktiv tun können, um zu helfen.

 

Anzeichen dafür, dass eine Person von Inkontinenz betroffen ist

Meist gibt es eine Reihe an Hinweisen, die dafürsprechen, dass jemand die eigene Harnblase nicht mehr so gut unter Kontrolle hat wie früher. Je mehr von diesen Anzeichen zutreffen, umso sicherer können Sie sich sein, dass die Person, um die es geht, von einer Inkontinenz betroffen ist.

  • Geruch nach Urin, entweder an der Person selbst oder im Haus bzw. in der Wohnung
  • Ein ehemals aktiver Mensch zieht sich immer stärker zurück und möchte nur noch für kurze Zeit das Haus verlassen
  • Es werden nur dann Ausflüge oder Aktivitäten unternommen, wenn klar ist, dass vor Ort Toiletten vorhanden sind
  • Häufiges Wechseln von Kleidung
  • Flecken an Kleidung oder auf Sitzen
  • Treffen werden möglichst kurz gehalten
  • Sie entdecken Slipeinlagen im Bad, obwohl die womöglich betroffene Person längst keine Monatsblutung mehr haben sollte oder männlich ist
  • Die Person trinkt auffällig wenig
  • Höheres Alter ist ein Risikofaktor für eine Inkontinenz

Ob jemand tatsächlich harninkontinent ist, lässt sich in den meisten Fällen nur im persönlichen Gespräch herausfinden. Kein einfacher Schritt. Daher haben wir einige, hilfreiche Tipps für Sie gesammelt, die Ihnen dabei helfen können, Ihre/n Angehörige/n oder Ihre/n Bekannte/n in ein sorgenloseres und aktiveres Leben mit Inkontinenz zu begleiten.

Was können Sie tun, um jemandem mit Inkontinenz zu helfen?

Das wichtigste zuerst: Handeln Sie! Auch wenn es zuerst unangenehm ist, haben Sie die Möglichkeit, das Leben dieser Person maßgeblich zu verbessern. Viele Menschen, besonders in höherem Alter, wissen nicht, dass mit modernen Hilfsmitteln und Behandlungsmöglichkeiten ein gutes und aktives Leben mit Inkontinenz möglich ist.

Wie Sie vorgehen, hängt natürlich ganz stark von der Beziehung zur betroffenen Person ab. Oft ist ein offenes Gespräch der erste Schritt. Es kann aber natürlich auch Fälle geben, in denen Sie vorsichtiger vorgehen müssen und das Thema Inkontinenz nicht direkt ansprechen können.

Wir haben einige Ratschläge für diese nicht ganz leichte Situation gesammelt.

Mögliche Eisbrecher für das Sprechen über Inkontinenz :

  • Nutzen Sie aktuelle Studien und Zahlen als Gesprächsaufhänger, wie z.B.: „Wusstest du, dass ungefähr 9 Millionen Menschen in Deutschland inkontinent sind? Das ist mehr als jeder Zehnte! Die Dunkelziffer ist wahrscheinlich noch höher, weil es so schwer ist, über das Thema zu reden.“ Hier noch mehr interessante Fakten über Inkontinenz: Laut einer aktuellen Studie von HARTMANN1 fühlen sich 61% der Befragten besser unterstützt, nachdem sie mit ihrem Partner über ihre Situation gesprochen haben. 59% der Studienteilnehmer wünschen sich einen offeneren Umgang mit Inkontinenz in der Gesellschaft. Die Ergebnisse der Umfrage können Sie hier nachlesen.
  • Wenn Sie bemerken, dass jemand ungewöhnlich häufig das WC aufsucht, kann auch die Frage, ob eine Blasenentzündung vorliegt ein sanfter Einstieg in das Gespräch über Inkontinenz sein.
  • Erzählen Sie zuerst etwas über sich selbst. Als Frau kennen Sie eine vorübergehende Blasenschwäche vielleicht aus der Schwangerschaft oder haben darüber von anderen Schwangeren aus Ihrem Bekanntenkreis gehört.
  • Auch als Mann können Sie die weit verbreitete Inkontinenz während und nach der Schwangerschaft oder nach einer Prostata-OP nutzen, um dem/der Betroffenen das Gefühl zu geben, er oder sie ist nicht alleine mit dem Problem. Viele Menschen sprechen nur nicht darüber.

So können Sie einem inkontinenten Menschen helfen

Ist der Anfang gemacht, können Sie anschließend konkrete Hilfe anbieten oder selbst aktiv werden:

  • Liegt eine eher leichte Inkontinenz vor, kann ein gezieltes Training der Beckenbodenmuskulatur die Beschwerden deutlich lindern. Hier könnten Sie beispielsweise bereits erste Angebote in Ihrer Nähe online recherchieren. Auch auf unserer Website finden Sie einige einfache Übungen für den Anfang.
  • Beckenbodentraining ist für Personen jeden Alters geeignet. Warum also nicht gemeinsam damit beginnen? In den Kursen finden sich zudem oft gleichaltrige Teilnehmer, worunter auch häufig Leidensgenossen/innen zu finden sind. Oft ist das Führen eines Miktionstagebuches ein erster Schritt, um sich selbst darüber klarzuwerden, wann und wie viel Urin tatsächlich verloren wird. Zudem hilft es dem Arzt oder der Ärztin, die Form und Stärke der Blasenschwäche besser einzugrenzen. Hier können Sie ein solches Tagebuch direkt herunterladen und ausdrucken.
  • Empfehlen Sie wenn möglich einen Besuch in der Hausarztpraxis des oder der Betroffenen. Betonen Sie, dass dieses Thema für den Arzt oder die Ärztin reine Routine ist. Nur so können zugrundeliegende körperliche Ursachen abgeklärt und eine geeignete Therapie empfohlen werden. Wenn zum Hausarzt oder der Hausärztin kein ausreichendes Vertrauen besteht, können auch Urologen und Frauenarztpraxen eine gute Anlaufstelle sein.
  • Je nach Diagnose können bei manchen Patienten auch operative Verfahren wie ein chirurgischer Eingriff Erleichterung bringen. Auch hierzu berät Sie der Facharzt oder die Fachärztin.
  • Viele Menschen wissen nicht, dass sich Monatsbinden und Inkontinenzeinlagen grundlegend unterscheiden da Urin meist in größeren Mengen und deutlich schneller aufgenommen und fest im Inneren des Produktes eingeschlossen werden muss. Der Uringeruch wird von qualitativ hochwertigen Inkontinenzprodukten neutralisiert. Zudem reizt Harn anders als Blut die empfindliche Haut im Intimbereich. Inkontinenzartikel müssen die Haut daher ganz besonders trocken halten und schützen. Hier erfahren Sie mehr darüber, welche Inkontinenzartikel es gibt und welche für die betroffene Person geeignet sein könnten.
  • Sie möchten den Anfang machen und hochwertige Inkontinenzprodukte für die betroffene Person organisieren? Dann bestellen Sie noch heute kostenfrei und völlig unverbindlich Muster bei MoliCare®. So vermeiden Sie, unnötig Geld für Produkte auszugeben, die vielleicht nicht zu den Bedürfnissen Ihres/Ihrer Angehörigen oder Bekannten passen. Die Produkte werden diskret geliefert. Hier geht's zur Musterbestellung.
  • Für manche Menschen kann auch eine Selbsthilfegruppe eine gute Anlaufstelle sein. Hier finden Sie einen großen, von Betroffenen ehrenamtlich geführten Verein.
  • Handelt es sich um eine Person, der Sie nicht nahe genug stehen, um das Gespräch zu suchen, können ggf. subtilere Ideen dennoch helfen. Im Arbeitsumfeld könnten Sie beispielsweise dafür sorgen, dass Kabinen in der Männertoilette mit Mülleimern nachgerüstet werden, um eine diskrete Entsorgung von Inkontinenzprodukten zu begünstigen. Zudem können Sie regelmäßige Toilettenpausen in Meetings einplanen, wenn Sie bemerken, dass ein Kollege oder eine Kollegin eventuell Probleme mit der Blase hat.
  • Wichtig: Wenn Ihnen die betroffene Person signalisiert, dass sie oder er über das Thema nicht sprechen möchte oder keine Hilfe braucht, sollten Sie dies akzeptieren und ggf. zu einem späteren Zeitpunkt erneut das Gespräch suchen. Behalten Sie immer im Hinterkopf, wie schambehaftet Probleme mit dem Wasserlassen für viele Menschen sind.

Und das wichtigste zum Schluss: Machen Sie Mut! Inkontinenz ist zwar nicht heilbar, mithilfe der modernen Medizin und zuverlässigen Hilfsmitteln können viele Menschen ihr Leben aber ohne größere Einschränkungen leben und genießen.


Quellen:

1https://www.hartmann.info/de-de/wissen-und-news/f/0/europaeische-inkontinenz-studie

2https://www.kontinenz-gesellschaft.de/fileadmin/user_content/startseite/patienten/krankheiten_therapien/harninkontinenz/DKG_H-uS_07-19.pdf

3https://www.pflege.de/krankheiten/inkontinenz/

4https://www.baby-und-familie.de/Schwangerschaft/Blasenschwaeche-So-beugen-Schwangere-vor-335625.html

5Stuhlinkontinenz Diagnostik, Behandlung und Stellenwert der Sakralnervenstimulation, 28. August 2017, P. Gaßmann & A. E. Gohrbandt Springer.