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Überlaufinkontinenz – ein typisches Männerproblem

Überlaufinkontinenz, auch chronische Harnretention genannt, betrifft überwiegend Männer im fortgeschrittenen Alter. Hier erfahren Sie alles über Ursachen, Symptome und mögliche Behandlungen für Betroffene.

Mann im Gespräch mit einem beim Arzt

Ein Mann spricht mit seinem Arzt zum Thema Überlaufinkontinenz (Bildquelle: Getty Images)

Überlaufinkontinenz (chronische Harnretention) – ein typisches Männerproblem

Die Prostata – auch Vorsteherdrüse genannt – ist ein Organ, über das nur der Mann verfügt. Ihre Hauptaufgabe besteht in der Produktion einer Flüssigkeit, die als Transportmittel für die Samenzellen erforderlich ist. Aber die Prostata ist nicht nur ein Sexualorgan, sondern auch ein Teil der Harnwege, da bei der Kontraktion auch gleichzeitig der Schließmuskel der Blase geschlossen wird. Aus diesem Grund kann sie bei Männern auch zur Ursache für Inkontinenz werden.

Dies betrifft vorwiegend Männer im zunehmenden Alter. Hier kann die Prostata eine sogenannte Überlaufinkontinenz beim Mann verursachen. Wir haben Ursachen, Symptome und mögliche Behandlungen für Betroffene dieser Form der Inkontinenz zusammengefasst.

Gutartige Prostatavergrößerung – Ursachen vieler Probleme

Sehr häufig – aber nicht immer – ist eine gutartig vergrößerte Prostata schuld daran, dass Männer höheren Alters Blasenentleerungsstörungen verspüren. Etwa ab dem 50. Lebensjahr beginnt die Prostata, die normalerweise etwa die Größe einer Kastanie hat, sich zu vergrößern. Ursache für dieses Wachstum scheinen altersbedingte Hormonveränderungen zu sein. Durch die langsam zunehmende Vergrößerung der Drüse wird der prostatische Anteil der Harnröhre direkt unter der Öffnung der Blase mehr und mehr eingeengt (Obstruktion). Dies führt zu Problemen im Harntrakt und den typischen Beschwerden einer vergrößerten Prostata. Typische Symptome sind zum Beispiel:

  • schwacher Harnstrahl
  • unterbrochenes Urinieren – um die Blase zu entleeren, sind mehrere Versuche notwendig
  • Probleme, das Urinieren zu beginnen – „Startschwierigkeiten“, obwohl der Drang zum Entleeren besteht
  • Gefühl der unvollständigen Blasenentleerung, „Restharngefühl“ mit zunehmender Restharnbildung
  • starkes Urinieren tagsüber und vor allem nachts (med. Nykturie)
  • Nachtröpfeln von Harn nach dem Wasserlassen
  • plötzlich starker Harndrang und unfreiwilliger Harnabgang durch die beginnende Inkontinenz bei chronischem Harnverhalt (Harnretention)
  • Schmerzen, Brennen und Ziehen beim Wasserlassen
  • Blut im Urin

Im Extremfall kann die Einengung der Harnröhre so weit fortschreiten, dass sich daraus ein kompletter Harnverhalt mit einer schmerzhaften Ausdehnung der Blase ergibt. Dies ist ein urologischer Notfall, der eine sofortige Harnableitung mittels eines Katheters erfordert.

Plötzliche Inkontinenz: Sie haben Fragen? Wir haben Antworten

Wie entsteht Inkontinenz bei chronischem Harnverhalt?


Die Inkontinenz durch chronische Harnretention, das heißt durch die Unfähigkeit des Wasserlassens oder unvollständige Blasenentleerung, wird nach Definition der International Continence Society (ICS)1 als Überlaufinkontinenz bezeichnet. Umgangssprachlich wird sie vielfach auch „Tröpfelinkontinenz“ genannt. Ihre Ursache: Durch die Blockierung der Harnröhre staut sich der Urin in der Blase und überdehnt allmählich die Wandmuskulatur der Blase. Im Inneren der Blase wächst der Druck durch die große zurückgehaltene Urinmenge, die schließlich die Harnröhrenenge überwindet. Dadurch geht Urin ständig tröpfelnd ab. Zudem kann sich der Urin bis in die Nieren zurückstauen, sodass es zur Nierenbeckenentzündung und im schlimmsten Fall zum Nierenversagen kommen kann.

Was sind weitere Ursachen für eine Inkontinenz?


Die prozentual häufigste Ursache der Überlaufinkontinenz ist ein mechanischer Verschluss (Obstruktion) unterhalb des Blasenausganges, beispielsweise durch die beschriebene Prostatavergrößerung. Auch Narben infolge einer unsachgemäßen Katheterisierung können zu einer Verengung der Harnröhre führen.Eine Überlaufinkontinenz kann jedoch auch schon nach einmaliger akuter Überdehnung der Blase während oder nach operativen Eingriffen auftreten. Seltener zu beobachten sind neurogene bzw. psychogene Formen der Überlaufinkontinenz. Sie hängen eng zusammen mit Grunderkrankungen wie beispielsweise Diabetes mellitus, Multipler Sklerose oder anderen Erkrankungen des Nervensystems.


Wie kann eine Inkontinenz diagnostiziert und behandelt werden?


Um eine Überlaufinkontinenz behandeln zu können, muss die auslösende Grunderkrankung erkannt und effektiv behandelt werden. Wird eine gutartige Prostatavergrößerung als Ursache vermutet, erfolgt die Diagnose zunächst durch Abtasten der Prostata mit dem Finger. Anschließend bestimmt der Arzt oder die Ärztin das Ausmaß der Erkrankung durch Messung des Harnstrahls (Uroflowmetrie) und dem Restharn. Unter Restharn versteht man, den verbleibenden Urin in einer Blase nach einer Ausscheidung. Auch eine Ultraschalluntersuchung gibt weitere Auskunft über den Grad der Vergrößerung.

Unbedingt erforderlich ist dabei die Abgrenzung eines gutartigen von einem bösartigen Wachstum. Dazu wird durch eine Blutuntersuchung der Tumormarker „prostata-spezifisches Antigen“ (PSA) bestimmt und ggf. mittels einer Biopsie eine Gewebeprobe entnommen.

Behandlungsmöglichkeiten der Inkontinenz je nach Auslöser

Die Therapie einer Überlaufinkontinenz durch Prostatavergrößerung2 richtet sich nach dem Stadium der Erkrankung. Im Frühstadium mit wenig Symptomen reicht meist eine medikamentöse Behandlung aus. Mit zunehmender Größe der Prostata und bei vermehrten Beschwerden sollte eine Operation als effektivste Behandlung in Betracht gezogen werden.


Schwieriger stellt sich die Behandlung von neurogenen bzw. psychogenen Formen der Überlaufinkontinenz dar. Hier ist meist nur eine symptomatische Behandlung möglich. Das heißt, man versucht mit Medikamenten die Auswirkungen und Anzeichen sowohl der Grunderkrankung als auch der Überlaufinkontinenz zu mildern.




 


Hinweis zur Inkontinenz nach Prostata-Operation


Harninkontinenz tritt häufig als Begleiterscheinung nach einer Prostata-Operation auf – diese ist jedoch meist vorübergehend. Bei der chirurgischen Entfernung der Prostata werden Teile des inneren Schließmuskels entfernt. Es ergibt sich eine Stress- bzw. Belastungsinkontinenz, die sich ähnlich auswirkt wie eine weibliche Stressinkontinenz. Durch ein auf die männliche Anatomie abgestimmtes Beckenbodentraining lässt sich der äußere, intakte Schließmuskel trainieren und seine Verschlusskraft stärken.


 


Quellen:


1https://www.ics.org/glossary/symptom/overflowurinaryincontinence


2https://www.prostata-hilfe-deutschland.de/wissen/gutartige-prostatavergroesserung-bph